Text
E-book Imaginationen
Imagination bzw.Einbildungskraft bezeichnetdie Fähigkeit,Ideen und Bildersowohl im Geiste alsauch mit HilfevonMedien zu kreieren.¹Zentral ist dabei diementaleund durch Medien wie z. B. Bilder, Karten undTexte materialisierteVi-sualisierungvonetwas hier und jetzt (noch) nicht Präsentem odervonetwas, dassich möglicherweise niemals realisieren wird. Imaginationen sindkeine irrealenHirngespinste,sondern stellen wichtige Triebkräfte (in) der Realität dar.Als„Vor-und Darstellungsvermögen“²,das etwasAbwesendes zuverbildlichen und (da-mit) zuversinnlichen in der Lageist,galt die Imagination in derFrühen Neuzeitals einekörperliche und potenziellgefährliche Macht.Frauen, die während derSchwangerschaftetwas Hässliches sahen, wurden alsgefährdet betrachtet,„monströse“Kinder zugebären.³Dasvormals als problematisch erachteteVor-stellungsvermögen erfuhr im 18.Jahrhundert eineradikaleAufwertung.?In derModerne wurdevor allem seine produktive Funktion wahrgenommen und dieImagination wurde zu einem essentiellen MomentvonProzessen derPlanung,des Entwerfens und Organisierens derWelt.Die menschlicheFähigkeit,DingeinZeit und Raum kreativmiteinander inBeziehungzusetzen, wird seitdem alsunerlässliche Kraft der Geschichte–auch der Raumgeschichte–betrachtet.Jochen Schulte-Sasse argumentiert in seinerBegriffsgeschichte der Einbil-dungskraft,dass die potenziell disruptive Dimensionder Imagination in derModerne zunehmend in den Hintergrundgedrängt,die Imagination diszipliniertworden sei. Durch ihreAusrichtungaufplanerische und strategische Zweckewurde die Einbildungskraft als„Entwurfsvermögen“eingehegt.?Sie ist aber stetsmehr als ein Instrument logischer oder systematischer Problemlösung,vor allemweil sie eine starke affektive Dimension besitzt.Ängste undBegehren sind zen-traleTriebkräfte undverleihen den Imaginationen Macht–nicht zuletzt dieMacht, Experimentier- und Möglichkeitsräume zu eröffnen.
Tidak tersedia versi lain